Presse

Presse zum Projekt Testigos Invisibles

Berlin
Haus am Kleistpark, 09.02. – 25.03.2001

Berliner Zeitung, 15. Februar 2001
Orte der Gewalt
: Testigos Invisibles – Unsichtbare Zeugen – nennt der Hamburger Fotograf DG Reiß einen bemerkenswerten Zyklus innerhalb seiner Ausstellung großformatiger Farbfotografien, die im HAUS am KLEISTPARK zu sehen sind.

Tagesspiegel, 25. Februar 2001, Ronald Berg
Angreifbar
Das gegenwärtige Santiago de Chile – das zeigt Reiß‘ zweite Fotoserie – setzt andere Zeichen, solche des Kapitalismus und des Konsums. Die alterslosen Oberflächen der Telefonzellen und Reklametafeln überdecken die Erinnerung an die Vergangenheit. Chile hat sich dem Verdrängen verschrieben. Dem Unsichtbaren Gestalt zu geben, gelingt jedoch auch Reiß nur unvollkommmen. Es wäre die Aufgabe der Politik

die tageszeitung, berlin-kultur,  8. 3. 2001, Michael Nungesser
Riss in der Gesellschaft
Auf seinen Fotos fehlen die Menschen. Ihre Abwesenheit macht den Verlust des Humanen schmerzlich spürbar, auch wenn die schönen Farben dazu im Kontrast stehen. Sie zeugen von Heiterkeit oder sanfter Melancholie, täuschen aber nicht über die Leere hinweg. So entsteht eine Poesie des Artifiziellen und Bühnenhaften, die die Dinge groß und mächtig werden läßt, starr und bedrohlich

Berliner Morgenpost  9. 2. 2001, Barbara Siefken
Orte des Verbrechens und des Aufbruchs
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„Synthetische Welten“ heißt der zweite Teil der Ausstellung. Glatt und kalt wirken diese ebenfalls in der Mehrzahl ein Meter mal 1,20 Meter großen Ausschnitte des modernen Chile: Spitzen von Wolkenkratzern, glänzende Telefonzellen aus Stahl, dazwischen minimale Menschenspuren: ein verschwommener Kinderkopf, Fingerabdrücke

Bremen

Villa Ichon, Bremen, 07.10. – 04.11.2000

taz Bremen, Kultur, vom 07.10.2000
Ästhetik des letzten Blickes
Groß aufgezogen hat der Fotograf die Prints – im Kontrast zu der bescheidenen und reduzierten Motivwahl. Wie die Plakate der Mütter der Verschwundenen, auf denen alte Bilder der Opfer zu sehen sind, klagen auch die Orte an: Es gab Opfer, die nicht vergessen werden dürfen. Wer ist dafür verantwortlich?

Würzburg
St. Burkardushaus, Würzburg, 03.04.-31.05.2000

Fränkische Nachrichten, 1./2.4. 2000 , Pat Christ
Die Wirklichkeit neu inszeniert
Seit vielen Jahren beschäftige er sich schon mit „bildunwürdigen“ Themen, sagt Reiß. Ihn als Künstler interessiert die gesellschaftliche Wirklichkeit – die oft rauh, hart und entsetzlich brutal. Das sei unmodern geworden. Wovon sich DG. Reiß, der an der Hamburger Hochschule für bildende Künste studierte, weder abhalten noch abschrecken lässt. Der Fotograf sucht Orte auf, an denen sich Wirklichkeit festmachen lässt. Mit seinem geistigen Auge komponiert er das Vorgefundene behutsam. Die realen Objekte – ein Stein, ein Strauch – werden symbolisiert. Die materiellen Zustände werden zu visuellen Metaphern

Echo, Kultur, vom 25. 4. 2000, Renate Freyeisen
Unkraut, blauer Himmer – und sonst nichts. Stumme Zeugen der Pinochet-Diktatur im Foto: Eine Ausstellung in Würzburg
Die bemerkenswerte Ausstellung, die an das Schreckensregime von Pinochet in Chile erinnert, macht also, bevor sie noch weitere europäische Städte anläuft, Station in Würzburg
Auf den ersten Moment wirkt alles positiv, dann, wenn man die Zuordnung liest, wird man nachdenklich und still. Nicht der äußere Schein, sondern das, was dort passiert ist, das Verbrechen wider die Menschlichkeit, und die spontane Fehleinschätzung – das bedrückt. Plötzlich werden die Beschriftungen, nicht die Bilder zum Wichtigsten. Das Bild täuscht über den Sachverhalt, es täuscht durch das Bild. Der abgebildete Ort aber ist sozusagen der Hinweise auf das Verbrechen.

Merseburg
Museum Merseburg, 12.02. – 19.03.2000

Mitteldeutsche Zeitung, 12. 2. 2000, Elke Jäger
Museum Merseburg. Geschichte gegen das Vergessen
Eine ungewöhnliche Ausstellung, die den Titel „Testigos Invisibles – Unsichtbare Zeugen“ trägt und die durch die Geschehnisse um das Auslieferungsbegehren des greisen Generals eine beklemmende Aktualität erhält.

Halle
Galerie Marktschlößchen Halle, 1. – 27.2. 2000

Mitteldeutsche Zeitung, 10. 2. 2000, Fred Reinke
Unsichtbare Zeugen, Orte des Schreckens
Schärfe und Unschärfe, Untersichten und Aufsichtensind neben der Farbe fast die einzigen fotografischen Mittel, die Reiß einsetzt, um an die Verbrechen zu erinnern. Ohne die Täter und Opfer ins Bild zu setzen, gelingt ihm so eine ästhetische Irritation,die sich jedoch durch Textdokumente in das beabsichtigte Gegenteil verkehrt.
Die Fragmente von menschenleeren Orten verdeutlichen heute eher eine unübliche politische Kunst, die gegen das Verdrängen angeht und sich als Signal gegen die Greueltaten versteht, die sich anderenorts wiederholen können.

Mitteldeutsche Zeitung, Halle, 04. 2. 2000, Detlef Färber
Galerie Marktschlößchen. Stumme Zeugen des Terrors
Die Orte können – man ahnt es – unspektakulärer kaum sein. Oft geht durch die Farbgebung der Bilder ein eigentümlicher Reiz von ihnen aus. Reiß zeigt Mauern, Brücken, Blumen und einmal auch ein Kreuz. Unter den sehr großformatigen Abzügen ist in knappen, sachlichen aber gerade dadurch umso eindringlicheren Worten das Grauen beschrieben, das sich mit dem entsprechenden Ort verbindet.

Hamburg
Kunsthaus, Hamburg, 9.8.- 5.9.1999

HAMBURGER MORGENPOST, 13. 8. 1999, Ralf Poerschke
Orte von Mord und Folter
Es sind vordergründig unspektakuläre Bilder, 
die von der blutigen Geschichte dieser Schauplätze oft nicht preisgeben, und gerade das macht sie irritierend. Eine Tür, eine Mauer, ein Stück freies Feld – diese Orte werden bei DG. Reiß zu Chiffren für das Unbegreifbare.
DG. Reiß hat mit seinen Fotos wertvolle Erinnerungsarbeit geleistet, die ihrem Thema angemessen ist.

Hamburger Rundschau, 22. 8. 1999, Gyde Cold
Leichenfundort auf Hochglanz
So wie die Straßenkanten und Steinhaufen schonungslos scharf abgelichtet sind, so schlaglichtartig ausführlich werden die Toten in den Texten dokumentiert. Vermerkt sind ihre Namen, Ort und Datum des Todes, die Todesumstände und der Anlaß der Ermordung.
In brillanten Farben auf Hochglanz gedruckt entsprechen die Fotos der gängigen Werbe-Ästhetik. Er wollte gegen das Vergessen werben, erklärt Reiß, und dafür müsse er sich der selben Mittel bedienen.

taz Hamburg, 23. 8. 1999, Hajo Schiff
Asyl im Stillleben
DG. Reiß ist als Künstler ganz unmodern parteiisch. Er überträgt die Erinnerung an die Unorte des Unrechts aus dem Politischen in die Kunst, gibt ihr dort Asyl und formt sie zum Appell.

Cuxhaven
Werke aus der Sammlung von Carl & Carin Vogel, 15. – 29.1.1999

Cuxhavener Nachrichten, 19. Januar 1999
Bildnerische politische Botschaften,Politische Botschaften mit extremen Positionen
Der Bogen spannt sich (…) von A. Paul Weber und Klaus Staeck bis zu Arbeiten von DG. Reiß, Gerd Stange, Michael Batz und Walter G. Goes …Gleichwohl sind die – wie der Leiter des Museumsdienstes (Thomas Sello) der Hamburger Kunsthalle es formulierte – stillebenhaft aufgebauten Chile-Fotografien mit den sorgfältig ins Passepartout eingelassenen Texten fraglos Schwerpunkte der Ausstellung insgesamt.